Mit dem Herzen sehen – Concerto di Talenti VII 🎶✨
Die Musikakademie diapason entfaltet mit der KinesisMethode in der Zusammenarbeit mit der Grundschule ZauberBerg eine Ode an die Freude

Wenn Musik, Theater und Menschsein einander wirklich begegnen, dann entstehen jene seltenen Momente, in denen das Publikum nicht nur zuschaut, sondern innerlich mitreist. Das jüngste „Concerto di Talenti VII“ der Musikakademie diapason, ausgerichtet im Geist der KinesisMethode, war eine solche Reise – tief berührend, hellwach gesellschaftskritisch, und zugleich getragen von kindlicher Leichtigkeit.
Was in der Hermann-Ringwald-Halle in Wolfartsweier zunächst wie ein Konzertprogramm begann, entfaltete sich bald zu einem kunstvollen Gewebe aus Musik, Sprache, Spiel und TiefSinn.
Der „Kleine Prinz“ diente als thematischer Leitstern – in Szene gesetzt von der ältesten Kinesisgruppe, die mit fantasievollen Kostümen und viel Ausdruckskraft zentrale Figuren wie Rose, Fuchs, Pilot und Prinz zum Leben erweckte. In ihrer Inszenierung wurde deutlich, worum es dem Autor Saint-Exupéry und der Akademie gleichermaßen geht: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“
Die musikalischen Beiträge – vom Kammerorchester über solistische Darbietungen bis hin zu berührenden Liedern – waren nicht bloß Umrahmung, sondern integraler Bestandteil eines lebendigen Dialogs. Das Kammerorchester selbst wurde mit spürbarer Energie und großem Lebensschwung von Sophie Ebel geführt, die als musikalische Leiterin und Chordirigentin mit sicherer Hand und offenem Herzen durch die gesamte Aufführung navigierte. Die jüngeren Kinder der Grundschule ZauberBerg verkörperten diesen Zauber ganz unmittelbar: Als kleine Prinzen und Prinzessinnen sangen und bewegten sie sich über die Bühne, webten zwischen den Instrumentalklängen ihre Lieder, die das Erzählte kommentierten. Ihr Gesang war klar, rhythmisch sicher, voller kindlicher Wahrheit – ein Geschenk.
Besonders eindrucksvoll wurde das soziale Bewusstsein der Jugendlichen sichtbar. Zwei Gruppen wagten sich an schwierige Themen unserer Zeit: Eine Jungsgruppe zeichnete ein eindrückliches inneres Porträt eines alkoholabhängigen Mannes – nicht voyeuristisch, sondern mit künstlerischer Tiefe und echtem Mitgefühl. Parallel dazu verhandelten gleichaltrige Mädchen in einer eigens entwickelten Gerichtsverhandlung die Gegensätze von Bescheidenheit und Eitelkeit – und kamen zu einem weisen Schluss: Nicht das Entweder-oder, sondern der Dialog führt zur Mitte.
Eine heitere Stimmung verströmte sich im Saal, als die fünf „coolen deutschen Rapper“ die Bühne betraten – fünf Jungs, die sich auf ganz eigene Weise mit dem Geschäftsmann auseinandergesetzt hatten. Ihre Performance war lebendig, kraftvoll und voller junger Energie. Der Film, den sie zeigten, wurde zum Pfeifkonzert des Nachmittags – nicht im negativen Sinne, sondern als rhythmisches, witziges und zugleich kluges Statement. Wie viel Mühe und kreative Auseinandersetzung in dieser Darbietung steckte, war kaum zu erahnen – so spielerisch und natürlich kam sie daher. Ein Ausflug in ein Genre, das selten mit Bildung in Verbindung gebracht wird – und hier seine volle Wirkung entfalten durfte.
Originell, poetisch und herrlich gegenwartsnah war auch die Szene um den Laternenanzünder, dessen Handlung mit einer Teslaspule und Lyrik verbunden wurde – eine Verbindung von Technik und Poesie, die in ihrem absurden Witz dennoch den Puls der Zeit traf. Und dass aus Toilettenpapierrollen ein Brückenmodell entstand, das nicht nur als Bühnenbild, sondern auch als Denkmodell funktionierte, spricht für die schöpferische Kraft dieser besonderen Pädagogik.
Mit starken solistischen Beiträgen – unter anderem von Dora Mitschele, Luise Bender und Soriana Afonina – wurden persönliche Zugänge zur Musik hörbar gemacht. Berührend waren ihre Worte zur eigenen musikalischen Entwicklung, eingebettet in die übergeordnete Botschaft des Konzertes: Liebe als Lebenshaltung.
Was hier entstand, war nicht nur ein gelungenes Konzert – es war ein leidenschaftliches Plädoyer für eine lebendige, ganzheitliche Bildung, wie sie seit Jahren in der Musikakademie diapason in Verbindung mit der Grundschule ZauberBerg praktiziert wird: mit Freude und Verantwortung, Ernst und Leichtigkeit, Humor und Lebens-Tiefe. Und sie zeigt: Wenn Kinder und Jugendliche in einem solch wertschätzenden Raum wachsen dürfen, dann können Eltern und Lehrer dankbar und erfüllt in die Zukunft schauen.